1840 - 1921
Unsere Geschichte beginnt am 25. Juni 1840, als per Hofkanzleidekret entschieden wurde, dass in Hernals eine Apotheke aufsperren darf. Es ist die Zeit vor der Herrschaft Kaiser Franz Josephs I., bevor Wien eine Weltstadt wird, bevor die Oper am Ring errichtet wird, bevor die großen Literaten sich in der Stadt an der Donau in den Wiener Kaffeehäusern treffen. Hernals hat damals 5.000 Einwohner und ist ein Vorstadtbezirk. Über ein Jahr später, am 31. Oktober 1841, wird die Apotheke zum Heiligen Bartholomäus von Mag. Maximilian Haller eröffnet. Am 14. September 1845 wird sie von Mag. pharm. Adalbert von Pyrker übernommen. Am 6. Februar 1861 wird die Konzession an einen Mitarbeiter der Einhorn- Apotheke, Ludwig Grabensteiner, übertragen. Am 22. Oktober 1888 geht die Apotheke in den Besitz von Michael Zavaros über. Nach Jahren der wechselnden Leitungen wird im Jahr 1909 dem Adoptivsohn von Michael Zavaros, Mag. pharm. Alfred Dworaczek-Zavaros, die Leitung übertragen. Die Konzession erhält er am 17. Jänner 1921.
1924 - 1970
Drei Jahre später, am 1. Jänner 1924 beginnt Mag. pharm Robert Mühlbacher in der Apotheke zu arbeiten. Am 9. April 1929 wird Mag. pharm Karl Tautermann der verantwortliche Leiter. Am 2. Dezember 1937 übernimmt Mag. pharm. Robert Mühlbacher die Leitung. Mit seinem Eintritt beginnt auch die Geschichte der Apotheke als Familienbetrieb, der heute in dritter Generation geführt wird. Der streng aussehende Herr, der später im Alter so gerne ein Mittagsschläfchen hielt, rührt ruhig seine Salben und sieht Kundinnen im Kinderwagen, die die heutige Apotheke am Stock betreten. Fragt man sie heute nach dem alten Herrn Magister zeigt sich in den Gesichtern nicht weniger ein sanftes Leuchten und man kann einen nicht enden wollenden Schatz an Erinnerungen heben, den die Jahre nicht zu löschen vermochten. Als Robert Mühlbacher im März 1945 von russischen Soldaten im Haus der Apotheke angeschossen und lebensgefährlich verletzt wird, übernimmt erneut Karl Tautermann die Leitung.
1970 - 2002
Am 1. Jänner 1970 beginnt Mag. pharm Silke-Maria Mühlbacher in der Apotheke zum Heiligen Bartholomäus zu arbeiten. In einer Zeit, in der arbeitende Mütter noch ein Tabuthema waren, übernimmt sie die Konzession von ihrem Schwiegervater am 4. November 1975, zieht nebenbei fünf Kinder groß und versorgt ihre kranke Mutter. Trotzdem ist sie immer da, wenn sie gebraucht wird, fährt Medikamente zu den Kunden und bleibt auch manchmal länger, wenn jemand sie dringend braucht. Robert Mühlbacher, der sich von der Verletzung nie ganz erholt, stirbt im 77. Lebensjahr. Er hinterlässt die Rezeptur für den Nussschnaps, der noch heute in der Apotheke angesetzt wird, und ein Vermächtnis, das bis heute besteht.
Aber er hinterlässt keine Visionen. Silke-Maria Mühlbacher stellt sich den Herausforderungen neuer Zeiten, die das Geschäft des Apothekers und der Apothekerin an der Schwelle zum 21. Jahrhundert grundlegend verändern. Im März 1983 werden das Laboratorium und die Lagerräume umgebaut. Am 3. November 1990 wird die elektronische Datenverarbeitung eingeführt. Das System für die Rezeptabrechnung und die penible Ordnung im Arzneischrank sind ihr Erbe. Und sie übergibt viele ganz persönliche Beziehungen zu vielen unseren Kunden und Patientinnen.
2002 - heute
Mag. pharm. Johannes Mühlbacher, der die Apotheke heute in dritter Generation führt, kennt den Großvater mit den buschigen Augenbrauen schon, als er klein war. Er kann sich erinnern, dass der große Mann immer nach Salbe duftete. Die Apotheke als Geschäft kennt er seit Kindheitstagen. Sie ist vom Frühstückstisch bis zur Gute-Nacht-Geschichte ein Teil seines Lebens. Aber er weiß auch: er muss woanders seine Sporen verdienen, um das Geschäft führen zu können. So beschließt er, seine Aspiratenzeit bei Mag. pharm. Ernst Herget in der Bahnhof-Apotheke in Wiener Neustadt zu absolvieren.
Am 23. Juli 2002 ist es dann soweit: eine neue Generation übernimmt. Mag. Johannes Mühlbacher erhält die Konzession. Noch immer ist da der Großvater in seinem Kopf, wenn er nachts länger an den Salbenrezepturen arbeitet. Aber er weiß auch: der Weg muss immer in die Zukunft führen. Deshalb entschließt er sich gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth, die Apotheke an einen neuen Standort Elterleinplatz zu verlegen, um den Anforderungen an einen modernen Apothekenbetrieb gerecht werden zu können. Die Pläne für das neue Lokal werden seiner Großmutter Maria Mühlbacher gezeigt, die mit ihren über neunzig Jahren keine Sekunde daran zweifelt und meinte: „Na endlich.“
An einem Frühsommertag reichen Johannes und Elisabeth das Ansuchen auf Verlegung der Apotheke von der Adresse Hernalser Hauptstraße 56 auf den Elterleinplatz 12 ein. Außerdem beantragen sie die Umbenennung von Apotheke zum Heiligen Bartholomäus in Bartholomäus-Apotheke.
Die Umbauarbeiten des neuen Geschäftslokals nach den Plänen von Dipl.-Ing. Jörg Fuchs finden im Zeitraum zwischen April und November 2003 statt. Der Umzug selbst wird an einem Wochenende organisiert. Von Samstag, zwölf Uhr mittags bis Montag, acht Uhr morgens helfen unzählige Freunde und die gesamte Familie zusammen; immer unter den wachsamen Augen von Maria Mühlbacher, die alles von ihrem Sessel aus beobachtet. Vom Arzneimittelkasten bis zu den Laborgeräten wird alles verpackt und an den neuen Standort gebracht. Auch die großen Glasgefäße mit dem Nussschnaps nach großväterlicher Rezeptur werden vom Tiefkeller in der Hernalser Hauptstraße auf den Elterleinplatz überstellt. Dort gibt es zwar keinen schaurig- schönen Tiefkeller und keine Geheimtüre mehr, die in die alte Bauernstube führte. Aber es gibt Platz für eine moderne Salbenrührmaschine, eine Kapselmaschine und ein Ringelspiel für die Kinder, die ihre Eltern in die Apotheke begleiten. Die Kunden und Kundinnen, die schon in den Jahrzehnten zuvor in die Apotheke gekommen sind, kommen noch immer. Manchmal bleiben sie auch länger sitzen und lesen bei uns Zeitung. Wer genau aufpasst, kann immer einen leichten Salbengeruch wahrnehmen, der durch die Räume der Apotheke weht.
Seit 1. Dezember 2003 begrüßen Johannes und Elisabeth Mühlbacher Sie mit ihrem Team in der Bartholomäus-Apotheke am Elterleinplatz. Kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie!